„Fast ein Heimspiel“ war es für Stefan Jürgens, der am 23.10.2020 in der Steinfelder Kirche zu einer Lesung eingeladen war. Sein Buch „Ausgeheuchelt – Ein Pfarrer redet Klartext“ stand in den letzten Monaten in vielen Buchläden, der KöB Steinfeld und auch auf der Bestsellerliste des Spiegel.
Nachdem das Team der katholischen öffentlichen Bücherei, vertreten durch Frau Schockemöhle, den Pfarrer in der Kirche begrüßte, begann dieser seinen Vortrag mit dem Lied „an seine beste Freundin“. Schnell stellte sich heraus, dass mit der besten Freundin die „Ecclesia“, also die Kirche gemeint ist.
Wie sich auch eine Freundschaft zwischen zwei Menschen nicht nur geradlinig gestaltet, so sieht Jürgens auch seine Beziehung zur Kirche. Er „kann von der Kirche nicht lassen“, nimmt aber auch nicht alles ungefragt hin. Nachdem er das Vorwort seines Buches zum Einstieg nutzte, trat er schnell in Kontakt mit seinem Publikum. Sein Anliegen war es, nicht nur zu erzählen, sondern ganz konkrete Fragen zu den Themenbereichen seines Buches zu hören und in einen Dialog zu treten.
Bei allen Antworten waren seine Grundhaltungen gut herauszuhören: Kirche muss synodal werden, brennende Fragen (nach freiwilligem Zölibat und Frauenpriestertum) können nicht ignoriert werden und eine Sehnsucht nach Gott ist heute immer noch spürbar.
Diese Themen waren auch die Schwerpunkte der Rückfragen aus dem Publikum. Vor allem Jürgens Ausführungen zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche und der Umgang mit homosexuellen Lebensentwürfen ließen seine Zuhörer*innen gebannt aufhorchen. Es sei an der Zeit, dass die Länder, die wir früher missionierten nun einen Teil zur Glaubensentwicklung in westlichen Ländern beitragen. Seiner Aussage nach sei es kein zeitgemäßes Argument, mit dem Verweis auf andere Kulturen die Weiterentwicklung der Glaubenshaltung im Westen zurückzuhalten.
Am Ende erreichte Jürgens noch die Frage, wie denn seine Vorgesetzten auf seine Ideen reagieren würden. Dazu verriet Jürgens, dass er vor einigen Jahren wohl noch zu einem klärenden Gespräch geladen worden wäre, heutzutage die Reaktion aus der Bistumsleitung allerdings zurückhaltender ausfallen würde – letztlich würde man die Inhalte seines Buches gar nicht ansprechen. Seiner Ansicht nach sei das aber als positives Zeichen zu werten.



